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Die Regeln des Geistes Teil 1: "Aufmerksamkeit"

hypnose
Medizinische Hypnose ist gerichtete Aufmerksamkeit - Skulptur mit klarem Blick, Agia Napa, Zypern

Warum das, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten, unseren Körper verändert

Hypnose beginnt nicht mit Trance.
Hypnose beginnt mit Aufmerksamkeit.

Viele Menschen stellen sich unter Hypnose noch immer etwas Besonderes, fast Spektakuläres vor: einen veränderten Bewusstseinszustand, ein „Wegsein“, vielleicht sogar einen Kontrollverlust. In meiner ärztlichen und hypnotherapeutischen Arbeit erlebe ich etwas anderes.

Hypnose ist ein natürlicher Zustand fokussierter Aufmerksamkeit.
Und dieser Zustand entscheidet darüber, wie unser Nervensystem, unsere Hormone und letztlich unser Körper reagieren.

Kurz gesagt:
Worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten, wird im Körper wirksam. Immer.

 

Aufmerksamkeit ist keine mentale Kleinigkeit

Aus neurobiologischer Sicht ist Aufmerksamkeit ein Steuerungsinstrument.
Das Nervensystem unterscheidet sehr genau, ob wir:

·       in Sicherheit sind oder in Alarm

·       innerlich gesammelt oder zerstreut

·       präsent oder dauerhaft auf der Suche nach Gefahr

Diese Unterscheidung beeinflusst:

·       Muskelspannung

·       Hormonfreisetzung

·       Durchblutung

·       Immunreaktionen

·       Schmerzverarbeitung

Der Körper folgt nicht primär unserem rationalen Wissen, sondern dem Zustand unseres Nervensystems. Und dieser Zustand wird wesentlich durch Aufmerksamkeit geprägt.

 

Wenn Aufmerksamkeit im Alarm festhängt

Daueraufmerksamkeit auf Probleme hält den Körper im Stress

Viele Frauen, die zu mir kommen, sind hervorragend informiert.
Sie haben gelesen, recherchiert, kontrolliert, verglichen. Und doch kommen sie nicht zur Ruhe.

Das liegt nicht an mangelnder Disziplin oder falschem Denken – sondern daran, dass Daueraufmerksamkeit auf Symptome und Risiken den Körper im Alarmmodus hält.

Typische Beispiele:

·       ständiges Spüren in den Bauch bei Kinderwunsch

·       permanentes Beobachten von Zykluszeichen

·       gedankliches Kreisen um Schlaf, Schmerzen oder Hormone

·       wiederholtes Absichern durch Messungen, Laborwerte, Teststeifen oder Geräte

All das ist verständlich.
Und gleichzeitig bindet es Aufmerksamkeit genau dort, wo der Körper Entlastung bräuchte.

 

Hypnose lenkt Aufmerksamkeit – nicht weg, sondern neu

In Hypnose geht es nicht darum, etwas „wegzumachen“.
Es geht darum, Aufmerksamkeit bewusst zu bündeln und umzulenken.

Ein Beispiel aus der Praxis:
Wenn Aufmerksamkeit nicht mehr auf Kontrolle und Bewertung gerichtet ist, sondern auf innere Bilder von Sicherheit, Weite oder Ruhe, verändert sich messbar:

·       die Atmung

·       die Muskelspannung

·       die Herzfrequenzvariabilität

·       die hormonelle Stressantwort

Der Körper reagiert unmittelbar.

Das Entscheidende:
Das Unterbewusstsein unterscheidet nicht zwischen vorgestellter und realer Erfahrung.
Es reagiert auf Bedeutung – nicht auf Logik.

 

Wenn Hypnose leise wirkt

Warum Hypnose auch wirkt, wenn sich jemand „gar nicht entspannt fühlt“

Ein häufiger Satz in der Praxis lautet:
„Ich glaube, ich kann das nicht – ich war die ganze Zeit mit den Gedanken woanders.“ oder "Ich bin kurz eingeschlafen, ich habe nicht alles bewusst gehört"

Aus hypnotherapeutischer Sicht ist das kein Problem.
Aufmerksamkeit muss nicht starr sein, um wirksam zu sein.

Hypnosen sind so aufgebaut, dass sie auch unterhalb der bewussten Kontrolle wirken. Das Unterbewusstsein hört zu – selbst dann, wenn der Verstand abschweift.

Gerade bei Frauen, die gewohnt sind, viel zu leisten, zu denken und zu organisieren, zeigt sich oft erst verzögert, wie tief der Körper reagiert.

 

Aufmerksamkeit, Hormone und das Nervensystem

Zwischen Aufmerksamkeit und Hormonen besteht eine enge Verbindung.

Ein Nervensystem im Alarmzustand begünstigt unter anderem:

·       erhöhte Stresshormone

·       gestörte Schlaf-Wach-Rhythmen

·       eine reduzierte Progesteron-Bildung

·       verstärkte Schmerz- und Entzündungsreaktionen

Hier schließt sich der Kreis zu Themen wie:

·       Kinderwunsch

·       PMS

·       Wechseljahre

·       chronische Erschöpfung

Hypnose setzt nicht am Hormon selbst an, sondern an der Regulationsebene darüber: dem autonomen Nervensystem.

 

Aufmerksamkeit ist trainierbar

Hypnose ist kein einmaliges Ereignis, sondern ein Lernprozess.
Je häufiger das Nervensystem erlebt, wie sich Sammlung, Ruhe und Sicherheit anfühlen, desto schneller findet es in diesen Zustand zurück.

Das ist der Grund, warum:

·       regelmäßige kurze Hypnosen oft wirksamer sind als seltene lange

·       Selbsthypnose ein zentrales Element meiner Arbeit ist

·       „Nichts Spezielles merken“ kein Zeichen von Wirkungslosigkeit ist

Der Körper lernt – leise, aber zuverlässig.

 

Ein Wort zur Verantwortung

Hypnose ist kein Ersatz für medizinische Abklärung.
Und sie ist kein Werkzeug, um Symptome zu übergehen.

Sie ist eine Möglichkeit, dem Körper wieder einen Zustand zu ermöglichen, in dem Regulation überhaupt stattfinden kann.

Nicht mehr – und nicht weniger.

 

Gut Ding will Weile haben, oder gut Kind will Weile haben, wie meine Hebamme Ulli in der Praxis immer sagte. Manchmal ist es nicht wichtig, sofort etwas zu verändern.
Manchmal reicht es, zu verstehen, warum der Körper so reagiert, wie er reagiert.

 

Wenn Sie erleben möchten, wie gezielte Aufmerksamkeitslenkung Ihr Nervensystem unterstützt, finden Sie in diesem Blog weitere Artikel zur Hypnose sowie Hinweise auf meine Audio-Programme, Workshops und Masterclasses.

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